Architekturentscheidungen sind die Weichenstellungen jedes Softwareprojekts. Statt sie dem Zufall zu überlassen, können Teams einen klaren Prozess etablieren, um bessere, nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen Entscheidungen, die in fünf Jahren noch verstanden werden.
Hier ist ein Leitfaden, wie du Architekturentscheidungen professionell triffst, dokumentierst und überprüfst.
1. Entscheidung identifizieren
Wann ist eine Architekturentscheidung überhaupt eine Entscheidung?
Als Faustregel: Immer dann, wenn eine Änderung schwer rückgängig zu machen ist oder mehrere Jahre Auswirkungen hat.
Beispiele:
- Auswahl eines Frameworks (z. B. Symfony vs. Laravel)
- Einführung von Microservices oder Monolith-Refactoring
- Wahl von Authentifizierungsmechanismen oder Datenbanktechnologien
Praxis-Tipp:
Nutze ein leichtgewichtiges Format, um Entscheidungen festzuhalten zum Beispiel Architecture Decision Records (ADRs).
ADRs sind kurze, leicht lesbare Markdown-Dokumente, die folgende Punkte festhalten:
- Context: warum eine Entscheidung notwendig war
- Decision: was genau entschieden wurde
- Consequences: welche Auswirkungen diese Entscheidung hat
So entsteht ein nachvollziehbares Logbuch aller Architekturentscheidungen, das im Repository liegt und von jedem Teammitglied gelesen werden kann.
Beispiel:
# ADR-001: Entscheidung für Symfony als Framework
**Datum:** 2025-09-20
**Status:** Accepted
## Kontext
Unser bisheriger Stack basiert auf ZF1 und Laminas, beide sind EOL oder stagnierend.
## Entscheidung
Wir migrieren neue Module auf Symfony 7.
## Konsequenzen
- Bessere Wartbarkeit, da langfristig supported
- Höhere Lernkurve für das Team → Schulungen notwendig
- Dualer Betrieb von Laminas und Symfony für ca. 12 Monate
2. Entscheidung bewerten
Eine gute Architekturentscheidung ist nicht nur technisch richtig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll.
Dafür hilft ein einfaches Bewertungsraster:
Kriterium | Gewichtung | Bewertung (1-5) |
---|---|---|
Technische Passung | 30 % | 4 |
Zukunftssicherheit | 30 % | 5 |
Wirtschaftlichkeit | 20 % | 3 |
Team-Fähigkeiten | 20 % | 3 |
Die Summe zeigt, wie tragfähig die Entscheidung wirklich ist und macht implizite Annahmen explizit.
3. Entscheidung kommunizieren
Eine Architekturentscheidung nützt wenig, wenn sie nur im Kopf einzelner Architekt:innen bleibt.
- Transparenz schaffen: ADRs ins Repository legen, sodass alle sie mitlesen können.
- Diskussion ermöglichen: In Review-Meetings Feedback einholen.
- Versionieren: Änderungen an ADRs committen, damit der Entscheidungsverlauf nachvollziehbar bleibt.
4. Qualität messen
Das Wie der Qualitätssicherung ist entscheidend.
Tools wie qlty.sh oder SonarQube helfen, Architektur- und Code-Qualität kontinuierlich zu überwachen:
- Architekturverletzungen erkennen (z. B. verbotene Abhängigkeiten)
- Komplexität und Hotspots automatisch sichtbar machen
- Qualitätsmetriken für alle im Team transparent darstellen
Praxis-Tipp:
Binde qlty.sh in deine CI/CD-Pipeline ein. Jede Merge-Request wird automatisch geprüft, sodass Probleme behoben werden, bevor sie den Main Branch erreichen.
Hinweis: qlty.sh ist nicht nur effektiv, sondern auch erschwinglich.
Selbst kleine Teams können es ohne große Budgetfreigaben nutzen perfekt, um Qualitätssicherung früh in den Entwicklungsprozess zu integrieren.
Rechenbeispiel für Unternehmen:
Selbst der Pro-Plan von qlty.sh kostet nur 24 USD pro Entwickler:in und Monat.
Verglichen mit den Personalkosten (mehrere Tausend Euro pro Monat) sind diese Ausgaben minimal und amortisieren sich oft schon durch eine einzige verhinderte Produktionsstörung oder den Zeitgewinn durch weniger Bugfixing.
5. Entscheidung regelmäßig überprüfen
Architekturentscheidungen sind nicht in Stein gemeißelt.
Alle 3-6 Monate sollte eine Architektur-Review-Session stattfinden:
- Gelten alle ADRs noch?
- Haben sich neue Technologien oder Rahmenbedingungen ergeben?
- Ist eine Entscheidung inzwischen ein Risiko?
So bleibt die Architektur lebendig statt starr.
Praxisbeispiele
Positiv
Ein SaaS-Unternehmen führte ADRs ein und kombinierte sie mit qlty.sh in der Pipeline.
Ergebnis:
- 40 % weniger Rückfragen zu Architekturentscheidungen
- Früherkennung von Architektur-Drift
- 25 % schnellere Reviews, da alle Entscheidungen dokumentiert waren
Negativ
Ein anderes Team traf Architekturentscheidungen informell und ohne Dokumentation.
Folge:
- Nach zwei Jahren wusste niemand mehr, warum Event Sourcing eingeführt wurde
- Refactoring wurde blockiert, weil niemand die Konsequenzen kannte
- Wartungskosten stiegen massiv
Fazit
Gute Architekturentscheidungen entstehen nicht zufällig.
Sie brauchen einen klaren Prozess:
- Entscheidung identifizieren
- Bewerten
- Kommunizieren
- Qualität messen
- Regelmäßig überprüfen
Teams, die diesen Prozess leben, bauen Systeme, die wachsen können, statt zu zerfallen und sparen langfristig Zeit, Geld und Nerven.
Denn die beste Architekturentscheidung ist die, die auch in fünf Jahren noch verstanden und bewusst getragen wird.